Symposion "Die Identität Niederschlesiens - eine Europäische Identität"

Von Karoline Gil

Vom 3. bis 5. November widmete sich ein Symposion der Stiftung Forum Krasków der Frage nach der Identität Niederschlesiens. Im Zentrum der Vorträge und Diskussionen stand die Frage, ob man in Niederschlesien aufgrund seiner wechselvollen Geschichte und den Einflüssen vieler Kulturen von einer europäischen Identität oder überhaupt von einer gemeinsamen Identität sprechen kann.

 

Das Symposion wurde auf Schloss Krasków nach Grußworten durch den Schirmherrn, dem deutschen Generalkonsul Dr. Helmut Schöps (Wroc³aw), in Form eines literarischen Abends mit Henryk Waniek eröffnet. Der Schriftsteller gilt als einer der wichtigsten polnischen Autoren, die sich in ihren Werk Niederschlesien widmen. Zusammen mit Professor Czes³aw Porêbski (Kraków) diskutierte er über den philosophischen Inhalt seines Buchs "Finis Silesiae" und über Wahrheit und Lüge in der Geschichtsschreibung Niederschlesiens.

Den Hauptteil des Symposions bildeten Vorträge von Experten aus Deutschland, Polen und Österreich, in denen sie Aspekte der Geschichte, Literatur und Kultur Niederschlesiens vorstellten. Referenten waren unter anderem der Historiker Thomas Wünsch (Passau), die Literaturwissenschaftler Andrzej Zawada (Wroc³aw), Alois Woldan (Wien) und El¿bieta Dzikowska (Wroc³aw). Daneben stellten sich Institutionen wie die deutschsprachige Zeitschrift "Silesia Nova" und das Regionalmuseum in œroda œl¹ska (Ausstellung Vertreibungen Rinteln/ œroda œl¹ska) vor. Abends lieferte der durch Kerzenschein erleuchtete Große Saal des Schlosses die passende Atmosphäre für eine Lesung mit dem polnischen Star-Autor Marek Krajewski. Der Schriftsteller macht in seinen Büchern das deutsche Breslau vor 1945 zum Ort des Geschehens seiner Kriminalromane. Nach der Lesung rundete ein Jazzkonzert der Leipziger Jazzsängerin Karolina Tryba³a und dem Pianisten Jan Freicher mit polnischen Chansons das Programm ab.

Einer der Höhepunkte des Symposions war mit Sicherheit die Vorstellung des Jugendprojektes "Begegnungen Leipzig - Marcinowice", die bei den Zuschauern große Rührung auslöste. Polnische Schüler aus Marcinowice (Niederschlesien) präsentierten ihre Dokumentarfilme, die im Rahmen des Jugendprojektes "Begegnungen" der Stiftung Forum Krasków entstanden. Die Filme zeigen, wie deutsche und polnische Schüler in Interviews mit deutschen und polnischen Vertriebenen und der deutschen Minderheit in Schlesien die sonst so trockene und abstrakte Geschichte lebendig erleben und verstehen. Die Schüler berichteten vor Ort im Gespräch mit dem zahlreich erschienenen Publikum eindrucksvoll über ihre Erlebnisse bei den Filmdrehs und über das Kennen lernen der deutschen Projektgruppe bei einem Jugendaustausch, der im April 2005 stattgefunden hat. Den Abschluss des Symposions bildete eine Podiumsdiskussion mit Marek Czapliñski (Wroc³aw), Dieter Bingen (Darmstadt), Ludvik Štìpan (Brno) und Hans-Christian Trepte (Leipzig), der nicht nur die tschechische Perspektive auf den niederschlesischen Kulturraum einbrachte, sondern auch die starke subjektive und emotionale Prägung von Identität verdeutlichte.