Liebe Leserinnen und Leser von POLEN und wir,
liebe Mitglieder und Freunde der Deutsch-Polnischen
Gesellschaft,
wenn Sie diese Ausgabe von „POLEN und wir“ in Händen halten, findet der lange angekündigte Krieg
gegen den Irak wahrscheinlich statt. Angesichts dieses Krieges hat sich - für
viele überraschend und unverständlich - eine deutsch-polnische Kontroverse
aufgetan:
Irritation in Deutschland über die Unterstützung der
amerikanischen Kriegsabsicht durch die polnische Regierung, Skepsis in Polen
gegenüber einer pazifistischen Haltung in Deutschland. Ein verblüfftes Publikum
sieht den laizistischen deutschen Bundeskanzler an der Seite des polnischen
Papstes gegen den protestantischen Kreuzzügler im weißen Haus und seine
postkommunistischen Freunde in Warschau auftreten, während polnische
Provinzbürgermeister zum Entsetzen ihrer deutschen Kollegen heftig für eine
Verlegung amerikanischer Garnisonen aus Deutschland an Oder und Bug werben.
Die Deutsch-Polnische Gesellschaft wurde vor über 50 Jahren
von Menschen gegründet, die ihre Lehren aus dem zu Ende gegangenen Krieg
gezogen hatten. Der Auftrag war Verständigung und Normalisierung. Und die
wichtigste Lehre war, dass dem Verhältnis der Deutschen und der Polen zu
einander eine Schlüsselrolle für den Frieden in Europa zukommt. Die
Deutsch-Polnische Gesellschaft der BRD e.V. hat sich immer schon als ein Teil
der Friedensbewegung verstanden. Das sollte nicht vergessen werden. Deshalb
unterstützt die Gesellschaft auch den Aufruf des Bundesweiten
Friedensratschlags Kassel gegen den Krieg im Irak (Seite 4).
Die Haltung zu Krieg und Frieden, zur Rolle der UNO und der
internationalen Rechtsordnung, zur Rolle der EU, der OSZE und des Europarates
ist im deutsch-polnischen Dialog eine Hauptsache. Verständigung mit Polen
bleibt gerade in Kriegszeiten eine andauernde Aufgabe, die sich mit zunehmender
Integration und Globalisierung der politischen, wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Strukturen nicht als einfacher erweist.
Die vor Ihnen liegende Ausgabe unserer Zeitschrift „POLEN und wir“ widmet sich neben einigen
anderen deutsch-polnischen Themen schwerpunktmäßig der Diskussion in Polen über
den Irak-Krieg und dem Niederschlag dieser Debatte auf das deutsch-polnische
Verhältnis. Wir dokumentieren Stimmen aus Polen, die zeigen, dass auch dort die
Mehrheit der Bevölkerung im Unterschied zur Regierung gegen diesen Krieg ist
und wir analysieren den aktuellen Zustand der deutsch-polnischen Beziehungen.
Damit bleiben wir unserem Anspruch
treu, kritisch und engagiert über Polen und das deutsch-polnische Verhältnis zu
berichten, denn kritische Aufklärung bleibt die Grundlage von Verständigung und
guter Nachbarschaft.
Mit vielen Grüßen aus Hamburg, Hürth und Bochum
Ihre Antje Jonas, Friedrich Leidinger und Wulf Schade